Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit, als der Lehrer mit dem Rotstift die Fehler in Ihrem Aufsatz markiert hat? Oder an Prüfungen, bei welchen die Anzahl der richtigen und falschen Antworten schliesslich die Note ergaben? Uns wurde beigebracht, aus Fehlern zu lernen und sie das nächste Mal zu vermeiden. Diese Verhaltensweise haben wir so verinnerlicht, dass wir sie auch heute noch anwenden. In der Arbeitswelt und im Privatleben hinterfragen wir oft, wo und warum etwas schiefläuft, um es danach zu verbessern. Lernen funktioniert jedoch auch aus positiven Erlebnissen. Wenn wir lernen, wie der Erfolg entstanden ist und wie wir dazu beigetragen haben, können wir weitere Erfolge erzielen.
Nachfolgend präsentieren wir Ihnen fünf Merkmale, die gemäss Prof. Dr. Martin Seligmann von der Universität Pennsylvania (USA) einen Einfluss haben auf unser Wohlbefinden und unsere Lebenszufriedenheit.
Merkmale, die unser Wohlbefinden fördern
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Positive Emotionen
Wie häufig empfinden Sie positive Emotionen wie Freude, Dankbarkeit, Spass oder Liebe? Und vor allem: Wie bewusst nehmen Sie sie wahr? In unserem Alltag geben wir negativen Emotionen oft (zu) viel Raum. Dabei erleben wir alle täglich auch viel Positives. Versuchen Sie sich die erfreulichen Erlebnisse regelmässig vor Augen zu führen. Dabei hilft zum Beispiel ein Tagebuch. Nehmen Sie sich jeden Abend fünf Minuten Zeit, um die fünf wichtigsten, positiven Erlebnisse des Tages zu notieren. Was haben Sie tagsüber erlebt, worüber Sie sich gefreut haben? Was hat Sie positiv überrascht? Für was sind Sie dankbar?
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Engagement – Flow
Gibt es in Ihrem Leben Tätigkeiten, bei denen Sie die Zeit vergessen und vollkommen darin aufgehen? Dieser Zustand nennt sich Flow-Zustand oder auch Schaffens- bzw. Tätigkeitsrausch. Diesen Zustand erreichen Sie auf besonders wirkungsvolle Art, indem Sie sich auf Ihre wichtigsten Stärken (so genannte Signaturstärken) konzentrieren. Prof. Dr. Martin Seligmann hat 24 solcher Signaturstärken identifiziert. Welches Ihre sind, können Sie kostenlos auf der Webseite des Psychologischen Instituts der Uni Zürich herausfinden.
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Beziehung
Menschen sind soziale Wesen. Ob Partnerschaft, Familie, Freunde oder Bekannte: ein intaktes Beziehungsnetzwerk stärkt uns. Sich auf jemanden verlassen zu können oder für jemanden da zu sein, lässt bei vielen Menschen eine tiefe Zufriedenheit entstehen. Oft erleben wir die glücklichsten Momente in unserem Leben zusammen mit anderen. Am besten investieren Sie in Beziehungen, die Ihnen Energie geben und lösen sich von denjenigen, die Ihnen Energie rauben.
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Sinn
Viele Philosophen beschäftigen sich mit dem Sinn des Lebens. In der positiven Psychologie ist damit jedoch etwas anderes gemeint. Es geht darum, die eigenen Tätigkeiten und sein Leben in einem grösseren Kontext zu betrachten. Wir sollten erkennen, dass wir alle Teil eines grossen Ganzen sind. Zum Beispiel in einem Unternehmen, in der Gesellschaft oder auch in der eigenen Familie. Fragen Sie sich ab und zu, welchen Beitrag Sie mit Ihren Tätigkeiten an das grosse Ganze leisten. Oder engagieren Sie sich ehrenamtlich für eine sinnstiftende Sache.
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Leistung und Zielerreichung
Setzen Sie sich Ziele in Ihrem Leben? Ist Ihnen aufgefallen, dass Sie sich fantastisch fühlen, wenn Sie diese Ziele erreichen? Sie werden automatisch selbstbewusster, zufriedener und fühlen sich nützlich. Führen Sie sich Sportler vor Augen, die nach langen Strapazen eine Ziellinie überqueren. Diese werden danach oft von Emotionen überwältigt. Wichtig ist es, grosse Ziele in mehrere kleinere, ambitionierte, aber dennoch erreichbare Ziele zu teilen. So fällt es Ihnen leichter, die Ziele zu erreichen und sich Ihrem grossen Ziel anzunähern.
Diese fünf Wege zu mehr Lebenszufriedenheit stehen allen Menschen offen. Viele von uns tendieren dazu, diese nur teilweise und einseitig zu beschreiten.
Neue Forschungsrichtung: Die positive Psychologie
In den 1990er-Jahren hat Prof. Dr. Martin Seligman von der Universität Pennsylvania (USA) eine neue Forschungsrichtung in der Psychologie ins Leben gerufen. Diese beschäftigt sich mit der Fragestellung, welche Eigenschaften und Rahmenbedingungen mit Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit zusammenhängen. Ursprünglich teilte die Psychologie Menschen lediglich in «krank» und «gesund» ein. Als gesund galt man, wenn keine Krankheit vorhanden war – was nicht bedeutet, dass man sich auch wohl fühlt. Deshalb kam eine weitere Dimension hinzu: das «Aufblühen». Die Ergebnisse aus dem Forschungsfeld der positiven Psychologie unterstützen die Theorie, dass «glückliche» Menschen, bzw. Menschen die «aufblühen», psychisch widerstandsfähiger sind, besser mit Veränderungen umgehen können, kreativer sind, mehr leisten und andere damit anstecken.
Mit Unterstützung der Berner Fachhochschule und des Impact Hub
Die vorgestellten Inhalte zur positiven Psychologie stammen aus einem Vortrag von Prof. Alexander Hunziker von der Berner Fachhochschule. Am gemeinsamen Anlass der KPT und des Impact Hub Bern führte er die Teilnehmenden in das Thema ein. An der Berner Fachhochschule befasst er sich mit Anwendungen der positiven Psychologie im Führungs- und Unternehmensalltag, deshalb zeigte er am Vortrag auch konkrete Führungsinstrumente auf. Denn auch Unternehmen können einen Teil dazu beitragen, ihre Mitarbeitenden glücklicher, widerstandsfähiger und leistungsfähiger zu machen.
Die KPT organisiert mehrmals jährlich Impulsmodule zu diversen Themen im Impact Hub Bern, um sich mit Startups und weiteren Akteuren über aktuelle Themen auszutauschen und sich zu vernetzen. Diese Zusammenarbeit fördert den Innovationsgedanken innerhalb der KPT und ist inspirierend wie bereichernd zugleich.