Dr. med. Markus Riederer, Facharzt FMH für Allgemeine Innere Medizin und Pneumologie, Leitender Arzt Pneumologie am Spital Emmental.

Nicht jeder, der schnarcht, hat auch eine Schlafapnoe. Ist jedoch das Schnarchen stark ausgeprägt, treten Atemaussetzer auf und kommen anhaltende Tagesmüdigkeit oder -schläfrigkeit hinzu, sollte dies abgeklärt werden. In der Schweiz sind gemäss Studien schätzungsweise mehr als 500’000 Menschen betroffen, Männer mit gut 12 Prozent der Bevölkerung doppelt so häufig wie Frauen. Auch Kinder können Symptome zeigen: Regelmässiges lautes Schnarchen sollte man auf jeden Fall abklären lassen.

 

«In der Schweiz sind gemäss Studien schätzungsweise mehr als 500’000 Menschen betroffen, Männer mit gut 12 Prozent der Bevölkerung doppelt so häufig wie Frauen.»
 

 

Was ist Schlafapnoe?

Schlafapnoe bezeichnet wiederholte Atemaussetzer während des Schlafs. Diese Unterbrechungen der Atmung können zehn Sekunden, aber auch über eine Minute anhalten. Sie führen zu einem unruhigen, oberflächlichen Schlaf und können weitreichende gesundheitliche Folgen haben. Die Gesamtheit der Symptome und Auswirkungen wird als Schlafapnoe-Syndrom bezeichnet.

Schlafapnoe: Illustration

Obstruktive Schlafapnoe

Bei der obstruktiven Schlafapnoe erschlafft die Schlund- oder Rachenmuskulatur im Schlaf so stark, dass die Atemwege verengt oder blockiert werden. Die Folge: wiederholte Atemaussetzer und meist eine unzureichende Sauerstoffversorgung. Der Körper reagiert mit kurzen Wachphasen, um Luft zu holen – oft hunderte Male pro Nacht. «Betroffene merken davon häufig nichts», weiss Dr. Riederer aus Erfahrung. «Meist fällt der Partnerin oder dem Partner aber das laute Schnarchen mit plötzlichen Pausen auf.»

Zentrale Schlafapnoe

Bei dieser selteneren Form der Schlafapnoe liegt das Problem nicht in einer Blockade der Atemwege, sondern in einer Fehlsteuerung des Gehirns: Der Atemantrieb setzt vorübergehend aus, obwohl die Atemwege offen sind. Auch hier führt der Sauerstoffmangel zu kurzen Wachphasen, die den Schlaf stören.

Was sind typische Symptome der Schlafapnoe?

Die Symptome können von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Typisch ist lautes und unregelmässiges Schnarchen – oft kombiniert mit Atemaussetzern im Schlaf. «Schlafapnoe-Betroffene durchleben jede Nacht zum Teil alle paar Minuten Stressmomente, ohne das bewusst wahrzunehmen», erklärt Dr. Markus Riederer. «Durch das häufige Aufwachen befinden sie sich meist in oberflächlichen Schlafstadien. Erholsamer Tiefschlaf fehlt, entsprechend unausgeruht fühlen sie sich am Morgen. Tagsüber kämpfen sie mit Müdigkeit und Schläfrigkeit.» Das gilt aber durchaus nicht für alle Betroffenen.

Mögliche weitere Symptome, die auf Schlafapnoe hinweisen können:

  • extreme Tagesmüdigkeit, verbunden mit Konzentrationsproblemen und Sekundenschlaf
  • morgendliche Kopfschmerzen
  • Libido- und Potenzstörungen
  • erhöhter Blutdruck
  • nächtliches Schwitzen.

 

«Schlafapnoe-Betroffene durchleben jede Nacht zum Teil alle paar Minuten Stressmomente, ohne das bewusst wahrzunehmen.»

 

Schlafapnoe-Symptome bei Frauen

Frauen sind seltener von Schlafapnoe betroffen als Männer. Noch seltener wird die Krankheit richtig diagnostiziert. Nächtliches Schnarchen und Atemaussetzer kommen weniger oft vor als bei Männern, dafür sind Symptome wie morgendliche Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen oder Stimmungsschwankungen und Depressionen häufiger.

Was sind die Ursachen der Schlafapnoe?

Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Häufig tritt die Erkrankung familiär gehäuft auf. Möglicherweise werden anatomische Besonderheiten oder eine erhöhte Neigung zum Kollaps der Rachenmuskulatur vererbt. Zudem gibt es bekannte Risikofaktoren:

  • Übergewicht und grosser Halsumfang
  • Männliches Geschlecht
  • Verengungen im Nasen-Rachen-Raum
  • Vergrösserte Mandeln (insbesondere bei Kindern)
  • Regelmässiger abendlicher Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Einnahme von Beruhigungs- oder Schlafmitteln
  • Schilddrüsenunterfunktion und andere Erkrankungen

Was sind die gesundheitlichen Risiken von Schlafapnoe?

Die nächtliche Dauerbelastung des Körpers kann schwerwiegende Folgen haben: etwa ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. «Wer wegen einer unbehandelten Schlafapnoe tagsüber ständig müde ist, läuft Gefahr, psychische Störungen bis hin zu Depressionen zu entwickeln», sagt Dr. Riederer. «Das Leistungsvermögen kann eingeschränkt werden und die verminderte Lust auf soziale Aktivitäten zu Problemen mit Familie und Freunden führen. Ganz zu schweigen von der Gefahr im Strassenverkehr durch den Sekundenschlaf.»

 

«Wer wegen einer unbehandelten Schlafapnoe tagsüber ständig müde ist, läuft Gefahr, psychische Störungen bis hin zu Depressionen zu entwickeln»

 

Wann sollte ich bei Schnarchen zum Arzt?

Schnarchen allein ist nicht immer ein Grund zur Sorge – wird es jedoch von starker Tagesmüdigkeit, Konzentrationsproblemen oder plötzlichem Sekundenschlaf begleitet, sollten Sie ärztlich abklären lassen, ob eine Schlafapnoe vorliegt. Da Betroffene nächtliche Atemaussetzer oft selbst nicht bemerken, sind Beobachtungen von Partnerinnen, Partnern oder Familienmitgliedern besonders wertvoll. Zur Vorbereitung auf das Arztgespräch kann der digitale Service EverAsk hilfreich sein: Er unterstützt Sie dabei, einen persönlichen Fragen-Spickzettel zusammenzustellen. Erste Anlaufstelle ist in der Regel die Hausarztpraxis. Besteht der Verdacht auf Schlafapnoe, erfolgt die weitere Abklärung meist durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Pneumologie. Bei Verdacht auf Schlafapnoe werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt.

Wie wird die Diagnose Schlafapnoe gestellt?

Mit Hilfe von Fragebögen werden typische Beschwerden erfragt. Wenn jemand mit typischen Symptomen (Müdigkeit, Schnarchen, Konzentrationsprobleme) in die Praxis kommt, nutzt die Hausärztin oder der Hausarzt oft erste Screening-Fragebögen, um einzuschätzen, ob eine Schlafapnoe besteht. Dazu werden meist auch die anatomischen Verhältnisse im Hals-, Nasen- und Rachenraum untersucht. Für die vertiefende Diagnostik ist der Pneumologe oder die Pneumologin, manchmal auch der Schlafmediziner oder die Schlafmedizinerin zuständig. Bei Verdacht auf ein Schlafapnoe-Syndrom wird eine Schlafuntersuchung durchgeführt.

Schlafuntersuchung zu Hause: Ein tragbares Gerät (Polygraph) misst während des Schlafs den Atemfluss, die Herzaktivität, den Sauerstoffgehalt im Blut und die Atembewegungen. Zudem wird die Körperlage aufgezeichnet.

Schlafuntersuchung im Schlaflabor: Hier werden zusätzlich Hirnströme, Muskelaktivitäten, Atmung und Kreislauf intensiv überwacht. Eine Videoaufzeichnung kann weiteren Aufschluss geben.

Wie kann Schlafapnoe behandelt werden?

CPAP-Beatmung

Die CPAP-Therapie («continuous positive airway pressure») ist die effektivste und am häufigsten angewandte Behandlungsmethode bei obstruktiver Schlafapnoe. Dabei trägt der Patient während des Schlafs eine Nasen- oder Gesichtsmaske, die mit einem speziellen Gerät verbunden ist. Es bläst mit einem leichten Überdruck einen kontinuierlichen Luftstrom in die Atemwege. Dadurch bleiben die Atemwege offen, der Atemfluss bleibt stabil, und nächtliche Atemaussetzer werden vermieden. Auch das Herz-Kreislauf-System sowie der Stoffwechsel (Blutfette und Blutzucker) profitieren von der besseren Sauerstoffversorgung sowie der normalisierten Atmung. «Bei einer guten Anpassung und konsequenter Anwendung möglichst jede Nacht über mindestens vier Stunden verbessert sich die Lebensqualität meist deutlich; die CPAP-Therapie ist bis zu 90 Prozent erfolgreich», sagt Dr. Markus Riederer. «Auch wenn das Tragen der Maske anfangs ungewohnt ist, gewöhnen sich die Betroffenen relativ schnell daran und auch die Bettpartnerin oder der Bettpartner schlafen besser.» Die Anpassung der Maske und die Abgabe der Geräte erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Lungenliga.

 

«Die CPAP-Therapie ist bis zu 90 Prozent erfolgreich»

 

Unterkieferprotrusionsschiene

Bei leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe kann eine individuell angepasste Zahnschiene eine Alternative zur CPAP-Therapie sein. Sie hält den Unterkiefer leicht nach vorne und verhindert so den Kollaps der oberen Atemwege. Regelmässige zahnärztliche Kontrollen sind wichtig, um sicherzustellen, dass keine unerwünschten Zahnverschiebungen oder Kiefergelenkprobleme auftreten.

Gewichtsreduktion

Besonders bei übergewichtigen Patienten kann eine Gewichtsabnahme die Beschwerden deutlich lindern oder sogar beseitigen. Hilfreich sind auch ein Rauchstopp und Alkoholabstinenz.

Operative Methoden

Bei Kindern ist die Entfernung der Mandeln die Therapie der Wahl. Bei Erwachsenen wurde früher teilweise eine Operation des Gaumensegels vorgenommen, die heute aber nur noch selten gewählt wird. Bei nicht allzu übergewichtigen Patienten mit höchstens mittelschwerem Schlafapnoe-Syndrom ist der Zungenschrittmacher eine Behandlungsmöglichkeit, die aber erst in wenigen Zentren wie dem Inselspital durchgeführt wird.

Medikamente und Alternativen

Derzeit wird an einigen Substanzen geforscht – diese weisen aber noch viele Nebenwirkungen auf und sind nicht so wirksam wie die CPAP-Therapie. Dr. Riederers besonders origineller Tipp: «Einige wenige Studien haben gezeigt, dass regelmässiges Didgeridoospielen bei nicht allzu schwergradiger Schlafapnoe hilfreich sein kann.»

Kann man Schlafapnoe vorbeugen?

Schlafapnoe selbst behandeln – das kann man eher nicht. Aber ein gesunder Lebensstil kann das Riko für Schlafapnoe verringern. Besonders wichtig ist es, Übergewicht zu reduzieren, da überschüssiges Fettgewebe im Hals die Atemwege einengen kann. Auch Alkohol sollte vor dem Schlafengehen vermieden werden, da er die Rachenmuskulatur entspannt und so Atemaussetzer begünstigt. Schlaf- und Beruhigungsmittel können ähnliche Effekte haben und sollten nur in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt eingenommen werden.

Für manche Betroffene ist die Schlafposition entscheidend: In Rückenlage treten Atemaussetzer oft häufiger auf. Tricks wie das Einnähen eines Tennisballs in den Pyjama oder das Tragen eines kleinen Rucksacks, um nicht auf dem Rücken zu liegen, wirken selten zuverlässig. Besser helfen sogenannte Schlafpositions-Trainer mit Lagesensoren, um die Rückenlage gezielt zu vermeiden, oder auch Schlafpositionierungskissen.

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