Warum stressen die Wintermonate unsere Haut?

Dr. Bettina Schlagenhauff: Um im Körper Wärme zu speichern, wird die Hautoberfläche bei Kälte weniger durchblutet – und so auch weniger durchfeuchtet. Die Talgdrüsen produzieren weniger Fett, die Schweissdrüsen weniger Schweiss. Kurz: Die ausgewogene Zusammensetzung aus Fetten, Wasser und Eiweissstoffen der oberen Hautschicht wird gestört, die schützende Barrierefunktion geht verloren. Beheizte Innenräume mit niedriger Luftfeuchtigkeit trocknen die Haut zusätzlich aus. 

Was sind die Folgen?

Dr. Bettina Schlagenhauff: Gesichts- und Körperhaut können schuppen, spannen oder jucken. Ganz typisch ist eine ausgeprägte Trockenheit an Unterschenkeln und Händen. Im schlimmsten Fall entstehen entzündliche Rötungen, sogenannte Ekzeme, über die Bakterien, Viren oder Pilze in die Haut eindringen und dort Infektionen auslösen können. Auch Allergien auf Parfümstoffe, Pflanzenöle oder Konservierungsstoffe können sich im Verlauf entwickeln. Spätestens bei einem Ekzem ist ein Besuch in der dermatologischen Praxis unbedingt angeraten.

Braucht die Haut jetzt mehr Pflege? 

Dr. Bettina Schlagenhauff: Definitiv, und das betrifft auch das Gesicht. Ein typischer Fehler wäre es aber, mehrmals täglich eine leichte, zu wässrige Feuchtigkeitscreme aufzutragen. In der Folge quellen die Poren auf, es kommt zu Pickelchen und Entzündungen. Stattdessen müssen Feuchtigkeit und Lipide (Fette) in einem angepassten Verhältnis zugeführt werden: Wer nicht zu sehr öliger Haut neigt, sollte also morgens und abends die Haut mit einer der Jahreszeit angepassten, reichhaltigeren Creme pflegen. Wer viel im Freien ist, kann für den Kälteschutz eine noch stärker fetthaltige Gesichtscreme auftragen. 

Und ansonsten macht man alles wie üblich?

Dr. Bettina Schlagenhauff: Nicht ganz: Ich empfehle, im Winter bei empfindlicher Haut auf Peelings, alkoholische Tonics oder After-Shave-Produkte zu verzichten. Das Gesicht am besten nur mit einer pH-neutralen, leicht rückfettenden Emulsion reinigen. Die Lippen mit Pomade schützen und austrocknende Lippenstifte vermeiden. 

In der Werbung versprechen Hersteller von Pflegeprodukten mehr Feuchtigkeit. Welche Inhaltsstoffe nützen wirklich?

Dr. Bettina Schlagenhauff: Hochwertige sogenannte Moisturizer wie Urea (Harnstoff), Glycerin und Hyaluronsäure sowie Vitamine wie Panthenol sorgen für eine gute Durchfeuchtung der Haut und machen sie geschmeidig. Paraffine, Lanolin und manche Pflanzenöle verhindern einen Wasserverlust der Haut. Gemeinsam stärken sie den Schutzfilm und damit die Barrierefunktion der Haut.

Diese Zutaten helfen also immer, oder gibt es Einschränkungen? 

Dr. Bettina Schlagenhauff: Es ist wichtig, die Pflege dem Hauttyp anzupassen: So kann Urea im Gesicht bei empfindlicher Haut brennen. Stark abdeckende Zusatzstoffe wie Paraffin, Vaseline oder manche Pflanzenöle sind für den kurzfristigen Einsatz im Skiurlaub gut – für die tägliche Pflege jedoch nur bedingt geeignet. Die Poren können verstopfen und Pickel entstehen. Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut sollten generell auf Pflegeprodukte mit Duftstoffen oder ätherischen Ölen verzichten. 

Was gibt es beim Tragen von Mund-Nasen-Schutz zu beachten?

Dr. Bettina Schlagenhauff: Durch das feuchtwarme Milieu unter der Maske und die Reibung kann es zu Hautunreinheiten oder Reizungen kommen. Beugen Sie vor: Reinigen Sie die Haut und tragen Sie vor und nach dem Maskentragen eine leicht rückfettende Feuchtigkeitscreme auf. Und noch zwei dringende Empfehlungen: Keine dicke Schicht Makeup unter der Maske! Und denken Sie trotz Maske daran, ausreichend zu trinken. Ich vergesse das selbst oft. Man fängt dafür an, sich häufiger über die Lippen zu lecken – und handelt sich womöglich ein «Lippenleckekzem» ein. 

Gibt es einen Mythos punkto Hautpflege, mit dem Sie aufräumen möchten? 

Dr. Bettina Schlagenhauff: Mindestens einmal pro Woche höre ich: «Eincremen macht die Haut abhängig. Je mehr man sie eincremt, desto mehr verlangt sie danach. Die Haut kann sich nicht mehr selbst helfen.» Dieser Mythos führt dazu, dass Menschen mit extremer Hauttrockenheit, Juckreiz und Ekzemen in die Praxis kommen. Dabei ist die Regel einfach: Trockene Haut braucht Pflege. Betrachten Sie Ihre Haut regelmässig, fassen Sie sie an – und vernachlässigen Sie sie nicht. Das sage ich gerne auch zu meinen männlichen Patienten, die im Winter in die Praxis kommen und das Eincremen gerne für «Weiberkram» halten. 

«Eincremen macht die Haut abhängig.» Diese Aussage ist ein Mythos. Trockene Haut braucht Pflege. 
Dermatologin Dr. med. Bettina Schlagenhauff
ist Mitinhaberin der Gemeinschaftspraxis Dermacenter AG mit zwei Standorten in Küssnacht am Rigi und in Brunnen. Sie ist Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (SGDV).

Weitere Tipps für die Hautgesundheit im Winter

  1. Dosierte Badefreuden

    Ein langes Bad gibt einem ein Gefühl von Wellness, aber die Haut trocknet dabei aus. Deshalb nicht zu lange und zu heiss duschen oder baden. Anschliessend nur leicht abtrocknen und nicht kräftig rubbeln, denn das belastet die Haut mechanisch. Wählen Sie rückfettende Duschmittel oder Badezusätze – und cremen Sie sich zum Schluss ein.

  2. Ausreichend trinken

    Eine genügende Flüssigkeitszufuhr hydratisiert die Haut und erhält ihre Schutzfunktion. Machen Sie den Test: Ziehen Sie die Haut am Handrücken mit zwei Fingern hoch. Schnellt die Haut zurück, trinken Sie genug – bleibt die Falte länger stehen, sollten Sie mehr trinken. 

  3. UV-Schutz nicht vergessen

    Wer sich regelmässig ungeschützt der Sonnen- und Solarium-Strahlung aussetzt, riskiert ein höheres Hautkrebsrisiko und eine beschleunigte Hautalterung. Vergessen Sie deswegen auch im Winter nicht den UV-Schutz, insbesondere in den Bergen und im Schnee.

  4. Die Hände schützen

    Vermeiden Sie trockene Hände, indem Sie tagsüber eine Barriere bildende, schützende Handcreme benutzen. Vor dem Zubettgehen wählen Sie eine stärker pflegende Creme. Ruhig einmal dick auftragen, Baumwollhandschuhe anziehen und über Nacht einwirken lassen. 

  5. Hautsache gesund

    Nicht originell, aber wahr: Wissenschaftlich erwiesen ist, dass Nikotin die Hautgesundheit negativ beeinflusst. Auch ernährungsbedingte Mangelzustände, insbesondere an Eisen, Zink und Vitaminen, wirken sich auf Haut und Haare aus. Ein gesunder Lebensstil ist also auch Hautsache.

  6. Den Kreislauf anregen

    Bewegung, Sport und frische Luft – mit dem entsprechenden Hautschutz – verbessern die Durchblutung und Kreislauffunktion. Wer es verträgt, kann auch ein Sauna-Dampfbad mit anschliessender Abkühlung geniessen: Aber bitte Körperlotion und Gesichtscreme danach nicht vergessen. 

Tun Sie Ihrer Haut etwas Gutes

Damit Ihre Haut mit der nötigen Feuchtigkeit versorgt ist, verlosen wir in Zusammenarbeit mit der Online-Apotheke Zur Rose ein Pflegeset von Weleda. Dazu gehört ein erfrischendes Feuchtigkeitsspray, ein Augengel und eine Gesichtscreme. 

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