Patricia Cornali, warum empfehlen Sie das Wandern?

Weil man beim Wandern Zeit in der Natur verbringt, viele schöne Gegenden kennenlernt und natürlich, weil wandern gesund ist.

Was macht es so gesund?

Wandern hat eine ganze Menge positive Auswirkungen auf Körper und Psyche. Vor drei Jahren kam eine ETH-Studie zum Fazit: «Wandern ist Medizin.» Wer regelmässig wandert, stärkt Muskelkraft, Ausdauer, Immunsystem und senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Älteren Menschen hilft das Wandern, ihre Fitness, das Gleichgewicht und die Trittsicherheit länger zu erhalten.

Wer regelmässig wandert, stärkt Muskelkraft, Ausdauer, Immunsystem und senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Und die psychischen Vorteile?

Regelmässige Bewegung im Freien hilft nachweislich gegen depressive Verstimmungen. Für viele ist Wandern ein Ausgleich zum Alltag: eine sehr wirkungsvolle Methode, um Stress abzubauen.

Was gefällt Ihnen persönlich am Wandern?

Ich bin gerne draussen, da kann ich abschalten und geniessen. Meist bin ich zusammen mit meiner Hündin - eher genuss- als leistungswandernd unterwegs. Ich unternehme immer wieder neue Wanderungen in allen Regionen der Schweiz und lerne dabei nicht nur schöne Gegenden, sondern auch nette Leute kennen. Wandern ist ein geselliger Sport. Man kann als Gruppe losziehen oder trifft allein auf gesprächige Menschen.

Gruppenwanderer oder Alleinwanderinnen, auf Genuss oder Leistung ausgerichtet … welche Wandertypen und Wanderarten lassen sich sonst noch unterscheiden?

Es gibt viele Arten zu wandern. Manche sind lieber individuell unterwegs, andere bevorzugen geführte Wanderungen. Man kann ein paar Stunden wandern, aber auch mehrere Tage mit Übernachtung in einer Hütte.

Am besten lässt sich das Wandern anhand der Wanderwege einteilen: Es gibt es die normalen, gelb markierten Wanderwege und die weiss-rot-weiss gekennzeichneten Bergwanderwege, die eine gewisse Fitness, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzen. Etwas seltener sind die noch anspruchsvolleren Alpinwanderwege mit weiss-blau-weisser Signalisation.

Wo liegt eigentlich die Grenze zwischen Wandern und Bergsteigen?

Das ist ein fliessender Übergang. Man könnte sagen, Wanderwege sind signalisiert und Bergsteigen beinhaltet klettern. Aber auch Alpinwanderwege führen zum Teil über Kletterabschnitte, die nicht immer signalisiert sind.

Wie finde ich für mich passende Wanderwege?

Nebst den erwähnten drei Kategorien gibt es vom Schweizer Alpen-Club SAC noch eine Einteilung in sechs Kategorien von T1 bis T6 mit jeweils einem Beschrieb, welche Fähigkeiten man mitbringen sollte.

Unsere Website schweizer-wanderwege.ch enthält neben vielen Tipps auch über 1000 kategorisierte Wandervorschläge. Daneben gibt es viele weitere Verzeichnisse, wie das «Wanderland Schweiz» von der Stiftung SchweizMobil. Vor Ort können die lokalen Tourismusbüros gute Routen empfehlen.

Was raten Sie Leuten, die mit dem Wandern anfangen möchten?

Dass sie in eine gute Ausrüstung investieren, sich vorab umfangreich informieren und mit einfachen Wanderungen beginnen, um sich dann mit längeren Wanderungen und anspruchsvolleren Routen zu steigern. Wenn jemand rasch in steiles Gelände möchte, empfehle ich eine geführte Wanderung der kantonalen Wanderweg-Organisationen. Der SAC wiederum bietet Kurse speziell fürs Alpinwandern an.

Was ist Ihr Rat in Sachen Sicherheit?

Übe eine gesunde Selbsteinschätzung! Sehr viele Unfälle gehen auf Fehleinschätzungen zurück. Man sollte sich beim Wandern selbst beobachten und die Kraftreserven für den restlichen Weg im Blick behalten. Bei Gruppenwanderungen ist es wichtig, sich bei der Routenwahl an der schwächsten Person zu orientieren. Und natürlich sollte man sich auf eine Wanderung richtig vorbereiten.

Wie sieht die richtige Vorbereitung aus?

Die Wanderung beginnt schon zu Hause. Zur Planung gehört es, eine den Fähigkeiten entsprechende Route zu wählen, sie genau zu studieren und die Ausrüstung zu packen (siehe Packliste). Am Abend nicht schwer essen, in der Nacht genügend schlafen und am Morgen ein nährstoff- und ballaststoffreiches Frühstück als Energielieferant.

Gibt es beim Wandern Regeln?

Ich finde es schön, dass das Wandern per se nicht reglementiert ist. Aber natürlich gilt, was in der Natur immer gilt: Abfall bitte nicht liegen lassen, keine Pflanzen ausreissen, Hinweisschilder beachten und auf den Wegen bleiben. Respekt gegenüber Natur, Tier und anderen Menschen gehört zum Wandern.

Abfall bitte nicht liegen lassen, keine Pflanzen ausreissen, Hinweisschilder beachten und auf den Wegen bleiben. Respekt gegenüber Natur, Tier und anderen Menschen gehört zum Wandern.

Jetzt die wichtigste Frage: Ab wie vielen Höhenmetern darf man sich ungefragt duzen?

Haha, nach ungeschriebenem Gesetz ab 2000 Metern Höhe. Aber ich finde, man darf auch darunter alle anderen Wanderinnen und Wanderer duzen. Wir sind eine grosse Wanderfamilie.

Und zum Schluss: Welche sind Ihre drei Lieblingswanderrouten?

Oh, schwierig. Da gibt es so viele. Also: Die Vier-Seen-Wanderung zwischen Melchsee-Frutt und Engelberg, die Terrasses de Lavaux über dem Lac Léman und im Herbst in Sils Maria von der Halbinsel ins Val Fex und wieder zurück. 

Das gehört auf jede Packliste

Sie müssen sich nicht von oben bis unten in teure Funktionsbekleidung hüllen, aber diese Dinge gehören auf jeder Wanderung dazu.

  1. Wanderschuhe

    Hier lohnt sich die Investition in qualitativ hochwertige, bequeme Schuhe mit gutem Profil. Ebenfalls wichtig: Laufen Sie die Schuhe vor der ersten grossen Wanderung gut ein, um Blasen und schmerzende Füsse zu vermeiden.

  2. Socken

    Die Socken sollten nicht zu gross sein, da sie sonst unangenehm rutschen. Es gibt verschiedene Materialen, die in Frage kommen, zum Beispiel Merinowolle. Lassen Sie sich im Fachhandel beraten.

  3. Rucksack

    Ein leichter, bequemer Wanderrucksack ist ebenfalls eine lohnende Investition. Die schwersten Teile Ihrer Ausrüstung sollten Sie möglichst nahe am Rücken auf mittlerer Höhe verstauen, dann ist der Rucksack angenehm zu tragen.

  4. Zwiebelschichten

    Einkleiden sollten Sie sich nach dem Zwiebelprinzip. Also eher dünne Schichten, von denen Sie je nach Temperatur mehr oder weniger ausziehen. Alle Schichten müssen atmungsaktiv sein.

  5. Sonnen- und Regenschutz

    Packen Sie einen leichten Regenschutz ein, auch wenn die Prognose trockenes Wetter ankündigt. Ein unerwarteter Platzregen kann vor allem in den Bergen vorkommen und Ihnen ohne passende Schutzkleidung den Tag vermiesen.

  6. Proviant

    Wandern macht hungrig. Der ideale Wanderproviant ist energiereich, gesund und wiegt weder im Rucksack noch im Magen schwer: Müesliriegel und Nussmischungen eignen sich deshalb gut für unterwegs.  

  7. Getränke

    Nehmen Sie genug Flüssigkeit mit. An Brunnen und Bächen lässt sich meist nicht beurteilen, ob das Wasser Trinkwasserqualität hat. Denken Sie daran, regelmässig zu trinken. Alkohol sparen Sie besser für nach der Wanderung auf.

  8. Apotheke

    Eine kleine Taschenapotheke mit dem üblichen Verbandsmaterial gehört immer in den Rucksack. Empfehlenswert ist auch ein Zeckenset.

  9. Handy

    Ob Sie die Wanderung gerne fotografisch dokumentieren, Wander-Apps und Online-Karten nutzen oder lieber analog unterwegs sind: Nehmen Sie ein voll aufgeladenes Handy mit, um in Notfällen alarmieren zu können. Achtung: Sie werden nicht überall Empfang haben.

  10. Wanderkarte

    Selbst wenn Sie voll auf GPS setzen, nehmen Sie insbesondere in den Bergen zusätzlich eine gedruckte Wanderkarte mit. Als Backup, falls die Technik im ungünstigsten Moment den Dienst verweigert.

    Die wichtigsten Wanderhinweise sehen Sie auch im Video von Schweizer Wanderwege.

Patricia Cornali ist Kommunikationsverantwortliche beim Verband Schweizer Wanderwege und begeisterte Genusswanderin.

Schweizer Wanderwege ist der Dachverband der 26 kantonalen Wanderweg-Organisationen. Sie erfüllen einen Bundesauftrag, denn der Schutz der Wanderwege ist in der Schweiz – weltweit einzigartig – in der Verfassung festgeschrieben.

KPT-Wandertipp von Marta

Unsere KPT-Mitarbeiterin und Business Analystin Marta Hucinova hat für uns eine schöne Schweizer Wanderung zusammengestellt und dokumentiert. Anfangs August ging es für Sie und ihre Freunde nach Zermatt VS zum 5-Seenweg. Nach der Wanderung zu den fünf Seen fuhr die Gruppe mit dem Trottinett den Berg wieder runter. 

5-Seenweg Zermatt

  • Startpunkt: Blauherd (2'571 m)
  • Zielpunkt: Sunnegga (2'288 m)
  • Der Weg führt zu den Seen Stellisee, Grindjisee, Grünsee, Moosjisee und Leisee
  • 10.2 Kilometer, 2.5 Stunden (ohne Pause)
  • Rückweg von Sunnegga nach Zermatt – optional mit Trottinett, aber auch zu Fuss oder mit der Sunneggabahn möglich

Helfer auf dem Smartphone

Zahlreiche Apps unterstützen Sie beim Wandern: mit Kartenmaterial wie bei der swisstopo-App, Wanderrouten, Wetterinformationen, Sehenswürdigkeiten am Wegrand oder um im Notfall die Rettungskräfte zu alarmieren. Eine gute Übersicht finden Sie auf der Website der Schweizer Wanderwege.

Swisstopo-App

Die kostenlose App von swisstopo bringt detaillierte Karten inklusive Wanderkarten auf Ihr Smartphone oder Tablet. Sie können damit auch Touren planen, sie aufzeichnen und im Panoramamodus die Landschaft erleben. Verfügbar für Android und iOS.