Den Naturklängen lauschen, den Sternenhimmel bewundern, sich vom Sonnenlicht wecken lassen und am Morgen den feuchten Tau spüren – das Übernachten im Freien ist ein besonderes, unvergessliches Naturerlebnis. Doch wo ist draussen schlafen in der Schweiz erlaubt, und wie kommen Sie gut und sicher durch die Nacht? Outdoor-Experte Silas Mufumba macht Lust auf eine Übernachtung am Berg – und gibt Tipps rund um Ausrüstung, Routenplanung und Naturschutz.
Warum tut uns Übernachten im Freien gut?
Wandern und Camping fördern die körperliche Aktivität und stärken das Immunsystem. Und draussen zu übernachten ist aufregend und gesund: Es wirkt wie eine Frischzellenkur für Körper und Geist, sagt Silas Mufumba: «Das Übernachten im Freien hat viele positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.»
Auch mental tun uns Mikroabenteuer im Freien gut. Die Natur wirkt beruhigend und hilft uns, Stress abzubauen. Wir tanken Kraft, gewinnen neue Motivation und kehren gestärkt in den Alltag zurück. Dazu tragen auch ein verbesserter Schlafrhythmus durch den natürlichen Wechsel von Licht und Dunkelheit sowie eine erhöhte Vitamin-D-Aufnahme durch viel Tageslicht bei.
Gibt es bei Wanderbegeisterten einen Trend zum Übernachten im Freien?
Da ist Silas Mufumba eindeutig: «Ja, draussen schlafen wird immer beliebter. Die Menschen suchen Erlebnisse in der Natur, um dem Alltag zu entfliehen und sich zu erholen.» Viele Menschen schätzen dabei abgelegene Orte mit atemberaubender Naturkulisse wie Berggipfel oder stille Seeufer. «Aber auch wenn man noch so begeistert ist – bitte diese besonderen Orte für sich behalten und nicht auf Social Media posten», bittet er. «So behalten diese Plätze ihren Zauber und werden nicht überlaufen.»
Wo ist Übernachten im Freien erlaubt?
Der Schweizer Alpen-Club SAC hat ein Merkblatt «Campieren und Biwakieren in den Schweizer Bergen» über die geltenden Bestimmungen herausgegeben. Die rechtliche Situation in der Schweiz ist nicht einheitlich. Grundsätzlich ist das Biwakieren – das Nächtigen im Freien ohne Zelt oder Camper – erlaubt. Wälder und Wiesen sind für alle zugänglich. Kantone und Gemeinden können jedoch Einschränkungen erlassen.
Verboten ist das Biwakieren
- in eidgenössischen Jagdbanngebieten
- in vielen Naturschutzgebieten
- im Schweizerischen Nationalpark
- in Wildruhezonen (während der Schutzzeit)
- in Zonen mit allgemeinem Betretungsverbot wie Biotopen oder militärischen Sperrzonen.
«Vor einer Wanderung mit Übernachtung ist es ratsam, sich bei Gemeinden, Tourismusbüros oder Grundeigentümern zu erkundigen», sagt Silas Mufumba. «Eine einmalige Übernachtung weniger Personen im Gebirge oberhalb der Waldgrenze ist in der Regel erlaubt – wenn man sich rücksichtsvoll verhält.»
Ein Not-Biwak ist grundsätzlich überall erlaubt: das ungeplante Übernachten am Berg aus triftigem Grund – also bei Verletzung, schlechtem Wetter, falscher Planung oder einbrechender Dunkelheit.
«Grundsätzlich ist das Biwakieren – das Nächtigen im Freien ohne Zelt oder Camper – erlaubt. Wälder und Wiesen sind für alle zugänglich. Kantone und Gemeinden können jedoch Einschränkungen erlassen.»
Wo ist Wildcampen erlaubt?
Wildcampen – das Übernachten in der freien Natur in Zelten, Autos, Vans oder Campern abseits von offiziellen Camping- oder Wohnmobilstellplätzen – ist in der Schweiz nicht generell verboten, unterliegt aber Einschränkungen.
Der Touring Club Schweiz TCS hat Informationen zum Wildcampen in der Schweiz zusammengestellt – auch für die einzelnen Kantone, wobei die Gemeinden eigenen Regelungen erlassen können. Wer ausserhalb offizieller Camping- oder Stellplätze übernachten will, sollte sich immer vor Ort erkundigen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um draussen zu schlafen?
«Der richtige Zeitpunkt hängt von den persönlichen Vorlieben und der Ausrüstung ab», sagt der Outdoor-Experte. Frühling und Herbst bieten angenehme Temperaturen und wenig lästige Insekten.
Wer wenig Erfahrung hat, probiert es in einer warmen Sommernacht, sollte aber einen Insektenschutz dabeihaben. Der Winter ist etwas für Abenteuerlustige mit entsprechender Ausrüstung. Auf jeden Fall: immer den Wetterbericht verfolgen und eine milde Nacht ohne Regen und starken Wind abwarten.
Was ist ein idealer Schlafplatz für eine Übernachtung unter dem Sternenhimmel?
Von einer Wiese oder einem offenen Feld aus haben wir den besten Blick auf den Sternenhimmel, aber es kann windig sein. Der Wald schützt vor Wind, doch vielleicht sehen wir nur einzelne Sterne durch die Baumkronen. Ein See bietet eine malerische Kulisse und beruhigendes Wassergeplätscher – aber auch die meisten Insekten. Am einfachsten und bequemsten lässt sich eine Nacht im Freien auf dem Balkon oder im Schrebergarten geniessen.
Was macht das Übernachten am Berg so besonders?
«Eine Nacht in den Bergen punktet mit atemberaubender Aussicht und oft klarem Himmel, kann aber kalt und windig sein», sagt Silas Mufumba. «Die frische, saubere Luft tut gut und macht den Kopf frei. Auch wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, sollte am Berg übernachten. Dort sind weniger Menschen unterwegs und es herrscht eine fast majestätische Stille.»
«Eine Nacht in den Bergen punktet mit atemberaubender Aussicht und oft klarem Himmel, kann aber kalt und windig sein.»
Welche Schlafmöglichkeiten gibt es im Freien?
Für die Übernachtung im Freien gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nachdem, wo man schläft und wie viel Schutz nötig ist:
- Zelt: bietet rundum Schutz vor Wetter und Insekten.
- Schlafsack: für einfache Übernachtungen im Freien oder in einer Hütte.
- Hängematte: komfortabel und leicht, ideal für Wälder.
- Biwaksack: leichter Schutz, wenn kein Zelt benötigt wird.
Was ist bei der Wahl des Biwakplatzes zu beachten?
So schön das Panorama auch sein mag: «Man sollte seinen Biwakplatz nicht nach der besten Aussicht auswählen, sondern nach der Sicherheit, das gilt besonders in den Bergen.» Also keine exponierte Fläche, sondern einen windgeschützten Ort wählen, sich von Flussufern fernhalten (Hochwassergefahr), nicht an Hängen übernachten (Steinschlaggefahr) und nicht direkt unter Bäumen (Gefahr bei Gewitter und herabfallenden Ästen). Halten Sie sich in der Nähe von befestigten Wegen auf, damit Sie im Notfall auch bei Dunkelheit sicher in die Zivilisation zurückfinden.
Welche Ausrüstung braucht man für eine Nacht im Freien?
Die Packliste von Outdoor-Experte Silas Mufumba:
- Zelt oder Biwaksack
- Schlafsack und Isomatte
- Verpflegung und Wasser
- leichter Kocher und Geschirr
- wetterfeste und warme Kleidung
- Stirn- oder Taschenlampe
- Moskito- und Zeckenschutz
- Erste-Hilfe-Set
- Mülltüte
- Mobiltelefon, in alpiner Umgebung GPS-Gerät
Was ist bei der Planung einer Bergwanderung mit Übernachtung im Freien zu beachten?
Tipps zur Routenplanung vom Outdoor-Experten:
- Recherche: Informationen über die Wanderung und die Umgebung sammeln.
- Wettervorhersage: Wetterbedingungen prüfen und passende Kleidung mitnehmen.
- Schwierigkeitsgrad: Route der eigenen Fitness anpassen.
- Wasserquellen: Wasserstellen und mögliche Auffüllpunkte identifizieren.
- Notfallplan: Kontaktpersonen informieren und einen Plan für Notfälle bereithalten.
- Schlafplätze: im Voraus geeignete und sichere Übernachtungsplätze auswählen.
Wie verhält man sich beim Übernachten im Freien, um die Natur zu schützen?
Grundsätzlich gilt es, Rücksicht auf die Natur zu nehmen. Die Website Respect Nature im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt gibt einen guten Überblick über respektvolles Freizeitverhalten. Silas Mufumba erklärt, was das konkret bedeutet: «Abfälle mitnehmen, auf den markierten Wegen bleiben, Tiere in Ruhe lassen und nicht füttern, Lagerfeuer nur an erlaubten Feuerstellen und sicher löschen. Kurzum: Nichts ausser den eigenen Fussspuren hinterlassen.»
Ist es gefährlich, im Freien zu übernachten?
Manche Menschen fürchten sich vor Wildtieren in der Nacht – unbegründet, wie der Experte erklärt: «Fuchs, Wolf oder Wildschwein sind keine Gefahr, solange man seine Essensreste sicher verstaut. Sie sind scheu und meiden den Menschen.»
Konkrete Gefahren gehen vom Gelände und vom Wetter aus. Bei der Planung sollten Sie mögliche Naturgefahren wie Hochwasser, Steinschlag oder Lawinen berücksichtigen. Ein plötzlicher Wetterumschwung kann verheerende Folgen haben. Besonders gefährlich ist das Campieren auf Kuppen oder Graten bei Gewitter. «Informieren Sie sich daher zu Ihrer eigenen Sicherheit über die aktuelle Wetterlage», rät Silas Mufumba. «Und lernen Sie, sich in der Natur sicher zu orientieren – auch mit Karte statt Handy.»
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