Rund 20 Prozent der Menschen in der Schweiz sind von einer Pollenallergie betroffen. Sie ist die am weitesten verbreitete Allergie. Der Heuschnupfen ist eine Reaktion auf eine oder mehrere Pollenarten, die jetzt im Frühjahr losfliegen. Wer derzeit ungewöhnlich oft niesen muss, ohne sich erkältet zu fühlen, dem empfiehlt Roxane Guillod von aha! Allergiezentrum Schweiz eine Abklärung in der Hausarztpraxis oder beim Allergologen. 

Roxane Guillod ist Co-Leiterin Fachdienstleistungen von aha! Allergiezentrum Schweiz. Über drei Millionen Menschen in der Schweiz sind von einer Allergie oder einer Intoleranz betroffen. Das aha! Allergiezentrum bietet Betroffenen als unabhängige Anlaufstelle vielseitige Dienstleistungen an.

Was ist Heuschnupfen und wie entsteht er, Roxane Guillod?

Der Heuschnupfen ist eine Reaktion auf eine oder mehrere Pollenarten. Dabei reagiert das Immunsystem auf die an sich harmlosen Eiweisse der Pollen. Durch das Einatmen oder den direkten Kontakt mit den Pollen werden bei Allergiebetroffenen Histamin und weitere Substanzen ausgeschüttet. In der Folge löst die Immunantwort die Symptome einer Allergie aus – wie etwa bei Heuschnupfen entzündete Augen, Niesreiz sowie eine verstopfte oder laufende Nase.

Welches sind die typischen Symptome dieser Pollenallergie?

Die Symptome einer Pollenallergie sind meistens Niesattacken, eine laufende oder verstopfte Nase, eine erschwerte Nasenatmung, juckende und tränende Augen und auch Juckreiz in Gaumen, Nase und Ohren. Husten und Heiserkeit und auch allergisches Asthma können dazu kommen. Angestauter Schleim in den Nasennebenhöhlen kann zu Kiefer- und Kopfschmerzen führen. 

Was tun bei Heuschnupfen Beschwerden?

Wird eine Pollenallergie über längere Zeit nicht behandelt, kann sie sich zu einem allergischen Asthma entwickeln, dabei spricht man vom sogenannten Etagenwechsel. Deswegen empfehlen wir, Symptome, die auf eine Pollenallergie hinweisen, stets von einem Hausarzt oder einer Allergologin abklären zu lassen.

«Am wichtigsten ist es, möglichst wenig Kontakt mit dem Allergieauslöser zu haben.» 

Wie kann man Heuschnupfen behandeln?

Am wichtigsten ist es, möglichst wenig Kontakt mit dem Allergieauslöser zu haben.Eine Therapie zur Behandlung der Symptome sollte genau mit dem Arzt oder der Ärztin abgesprochen werden. Zur Auswahl stehen verschiedene Medikamente wie Nasenspray, Augentropfen oder Tabletten und Tropfen. Als wirksam hat sich erwiesen: die Einnahme von Antihistaminika – auch in Kombination mit Kortisonpräparaten.

Bietet auch die Komplementärmedizin Hilfe?

Einige Betroffene reagieren gemäss eigener Aussage gut auf komplementärmedizinische Therapien wie Akupunktur oder Homöopathie und verspüren weniger Symptome. Hierzu gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Grundlagen. Auch Hausmittel wie Inhalationen mit Kamille, Augenkompressen oder Nasenduschen mit Kochsalzlösung können Beschwerden lindern.

Lässt sich die Ursache von Heuschnupfen durch eine Immuntherapie angehen? Ist eine Desensibilisierung möglich?

Durch eine allergenspezifische Immuntherapie kann die Pollenallergie ursächlich angegangen werden. Laut Studien können die Beschwerden um 75 bis 80 Prozent gelindert und der Medikamentenverbrauch deutlich reduziert werden. Die Therapie erstreckt sich über mehrere Jahre. Dabei werden Pollenallergene in steigender Dosierung verabreicht, um allmählich einen immunologischen Schutz aufzubauen. Entweder werden dazu die entsprechenden Allergene unter die Haut gespritzt oder als Tabletten oder Tropfen unter die Zunge gelegt.

«Gräser sind der Hauptauslöser von Heuschnupfen und besonders allergen: 70 Prozent aller Personen mit einer Pollenallergie reagieren auf Gräser.» 

Was sind die häufigsten Allergieauslöser im Frühling?

Gräser sind der Hauptauslöser von Heuschnupfen und besonders allergen: 70 Prozent aller Personen mit einer Pollenallergie reagieren auf Gräser. 

Warum lösen gerade Gräser so häufig allergische Reaktionen aus?

Gräser sind in der Schweiz weit verbreitet. Die Pollen der über 200 Arten unterscheiden sich kaum, darum lösen fast alle Allergien aus. Gräser blühen lange und setzen grosse Pollenmengen frei: Die Blüte eines einzigen Grashalms enthält rund vier Millionen Blütenpollen. Die Pollen sind besonders klein und werden vom Wind über weite Strecken getragen.

Welche anderen Pollen lösen Beschwerden aus?

Für rund 95 Prozent der Pollenallergien sind in der Schweiz nur sechs Pflanzen verantwortlich:

  • Gräser
  • Birken
  • Eschen
  • Haseln
  • Erlen
  • Beifuss

Bei der stark allergenen Ambrosia genügen schon wenige Pollenkörner in der Luft aus, um allergische Reaktionen auszulösen. Zum Glück ist sie in der Schweiz nicht weit verbreitet.

Unterscheidet sich die Pollensaison je nach Region in der Schweiz?

Ja. Genauere Informationen zum regionalen Pollenkalender und den Unterschieden liefert MeteoSchweiz, die Betreiberin des Pollenmessnetzes der Schweiz. Informationen zur aktuellen Pollenbelastung mit Pollendaten in Echtzeit sind auch unter pollenundallergie.ch sowie in der kostenlosen App «Pollen-News» zu finden.  

Wirkt sich der Klimawandel auf die Pollenbelastung in der Schweiz aus?

Durch den Klimawandel verändert sich die Vegetation: So kann sich zukünftig etwa die Birke auch in höheren Lagen ausbreiten, was zu mehr Pollen in den Bergen führen kann. Auch können neue allergene Pflanzen aus dem Mittelmeergebiet in unserer Natur heimisch werden, wie zum Beispiel das Glaskraut. Stark allergenwirkende Zierpflanzen wie der Olivenbaum und die Zypresse erfreuen sich grosser Beliebtheit und werden vermehrt angepflanzt – mit negativen Folgen für Pollenallergikerinnen und -allergiker. 

«Die Pollensaison dauert heute länger als früher.» 

Zudem dauert die Pollensaison länger als früher:

Hasel, Birke und Esche beginnen etwa zwei bis drei Wochen früher zu blühen als noch vor dreissig Jahren. Die Gräser stehen im Mai rund zehn Tage früher in Blüte und gewisse Pflanzen blühen länger in den Herbst hinein. Auch die Luftschadstoffe haben Auswirkungen; sie können Pollen aggressiver machen und die Atemwege zusätzlich reizen. 

Was bringt der Pollenkalender den Betroffenen?

Wichtig zu wissen: Der Beginn der Pollensaison der allergenen Pflanzenarten kann von Jahr zu Jahr stark schwanken. Der Pollenkalender gibt Auskunft, wann die Pollen in der Schweiz fliegen. So können sich Betroffene auf den Beginn der Allergiebeschwerden einstellen – und rechtzeitig die Medikamente einnehmen; für eine gute Wirkung ist das schon vor oder gleich bei Auftreten der ersten Pollen wichtig.

Wo finden Allergie-Betroffene Hilfe?

Wir von aha! Allergiezentrum Schweiz empfehlen, eine Allergie stets von einem Hausarzt oder einer Allergologin abklären zu lassen. Unsere Beraterinnen stehen unter der Telefonnummer 031 359 90 50 für Fragen zur Verfügung. Fragen können auch per aha!infoline-Formular gestellt werden. Informationen zum Thema Pollenallergie bieten die kostenlosen Broschüren im aha!shop: «Pollenallergie», «Pollen-Ratgeber» und «Allergenspezifische Immuntherapie».

6 Tipps, um Pollen zu vermeiden

  1. Sonnenbrille im Freien tragen

    Tragen Sie während der Pollenflugzeit eine Sonnenbrille. Sie wirkt als physische Barriere gegen Allergene: reduziert das Eindringen von Pollen und schützt vor UV-Strahlen. So mindern Sie Augenreizungen und beugen Langzeitschäden vor. 

  2. Nur kurz stosslüften

    Die Fenster – auch in der Nacht – nicht durchgängig offenhalten. Um die Wohnung mit frischer Luft zu versorgen, öffnen Sie die Fenster nur kurz, um die Pollenbelastung zu minimieren. In städtischen Gebieten empfiehlt sich das Lüften am Morgen, auf dem Land am Abend. Ideal ist das Lüften nach einer längeren Regenphase, wenn weniger Pollen in der Luft sind.

  3. Wäsche nicht im Freien trocknen lassen

    Um trotz Pollenallergie erholsam schlafen zu können, waschen Sie Ihre Bettwäsche während der Pollensaison häufiger. Trocknen Sie sie nicht im Freien, sondern in einen Raum mit geschlossenen Fenstern. So haben Pollen keine Möglichkeit, sich auf der Bettwäsche festzusetzen. Auch Kleidung und Handtücher möglichst in den Wohnräumen trocknen. 

  4. Täglich Staubsaugen und feucht wischen

    Um die Belastung durch allergenen Blütenstaub zu minimieren, empfiehlt sich tägliches Staubsaugen – und auch das feuchte Wischen des Bodens. Lassen Sie das Staubsaugen nach Möglichkeit von anderen erledigen, um Ihre Atemwege zu entlasten. Auch Möbel und Vorhänge sollten regelmässig abgesaugt oder gereinigt werden.

  5. Abends die Haare waschen

    Waschen Sie sich am besten vor dem Schlafengehen die Haare. So spülen Sie die Pollen weg und vermeiden, dass Sie die ganze Nacht lang Allergenen ausgesetzt sind. 

  6. Kleider nicht im Schlafzimmer ausziehen und deponieren

    Ziehen Sie sich möglichst nicht im Schlafzimmer aus, sondern tragen Sie dort nur Kleidung, mit der Sie nicht draussen waren. So gelangen Pollen nicht über Hemd und Hose ins Zimmer. 

Immer auf dem neuesten Pollen-Stand

Wann blüht die Birke? Wo fliegen die Pollen der Ambrosia durch die Luft? Wie hoch ist die Gräserpollenkonzentration zurzeit? Auskünfte wie diese finden Allergie-Betroffene im Newsletter von aha! Allergiezentrum Schweiz: Damit der Ausflug ins Grüne nicht zur Qual wird.  

Pollen-Newsletter

Der Pollen-Newsletter von aha! Allergiezentrum Schweiz informiert Sie jeden Mittwoch per E-Mail über die Pollenbelastung der 14 wichtigsten Pollenarten für die von Ihnen gewählten Stationen. Zudem erhalten Sie eine Prognose für den Pollenflug bis zum Wochenende.

Allergiker-Infos für unterwegs

Möchten Sie aktuelle Pollenprognosen und hilfreiche Tipps auch mobil stets griffbereit haben? Ein kurzer Blick aufs Handy informiert Sie jederzeit und überall darüber, wo wie viele Pollen fliegen und was gerade blüht.  

«Pollen-News»-App

Die kostenlose App «Pollen-News» für iPhone und Android versorgt Sie mit regionalen Pollenmessungen, aktuellen Wetterdaten und Prognosen zum Pollenflug. Die Informationen stammen vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz. Die Pollenbelastungsanzeige erfolgt per GPS-Ortung.

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