Dr. med. Caroline Maassen

Dermatologin Dr. med. Caroline Maassen ist Mitinhaberin der Gemeinschaftspraxis Dermacenter AG mit Standorten in Küssnacht am Rigi und in Brunnen. Sie beantwortet unsere Fragen abgestimmt mit der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (SGDV).

Frau Maassen, warum ist zu viel Sonne oder gar Sonnenbrand gefährlich?

UV-Strahlen greifen direkt die Erbsubstanz unserer Zellen an; es kann zu unkontrolliertem Zellwachstum und damit Hautkrebs kommen. Die Anzahl der Hautkrebsneuerkrankungen in der Schweiz ist im europäischen Vergleich sehr hoch: Jährlich werden etwa 25'000 Fälle von hellem Hautkrebs und 3'100 Fälle von dunklem Hautkrebs diagnostiziert. Studien zeigen, dass Sonnenbrände in den ersten 20 Lebensjahren die Gefahr von Hautkrebs deutlich erhöhen. Umso wichtiger ist es, Kleinkinder nicht der direkten Sonne auszusetzen. Denn die Haut vergisst nichts.

Wie schützt man Kinder vor Sonnenbrand?

Vor allem durch Schatten und adäquate Kleidung! Ansonsten gilt: Kappe auf, am Strand Badekleidung mit UV-Schutz tragen, die Mittagssonne meiden und eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF) verwenden. Bei kleinen Kindern lieber eine «mineralische Sonnencreme» nehmen, die leicht weisslich aussieht und über Reflexion funktioniert. 

Stichwort Hautalterung: Macht häufiges Sonnen Falten?

Die Hautalterung wird durch zu viel Sonne beschleunigt. Vor allem das UVA-Licht der Sonne dringt bis ins Bindegewebe der Haut ein und schwächt es, was zu einer Abnahme der Elastizität und zu Falten führt. «Gesunde Bräune» gibt es nicht: Es ist ein Hilferuf der Haut und bereits Zeichen einer Hautschädigung. 

«Gesunde Bräune» gibt es nicht: Es ist ein Hilferuf der Haut und bereits Zeichen einer Hautschädigung. 

Sonnencreme: Worauf muss man bei der Verwendung achten?

Es ist wichtig, die gesamte Haut einzucremen und nicht nur schnell über die Nase zu streichen. Wir empfehlen, Sonnencreme zweimal hintereinander aufzutragen. So ist die Chance höher, dass man keine Hautstellen auslässt und genügend Menge verwendet, nämlich 2mg pro cm2 Haut. Das entspricht bei Erwachsenen circa einem Teelöffel für das Gesicht und einem Golfball für den Körper. Wenn man viel schwitzt oder im Wasser war, ist Nachcremen wichtig. Bitte Stellen wie den Scheitel oder Haarwirbelbereich, Hand- und Fingerrücken, Lippen und Ohren – innen und aussen! – nicht vergessen. Die Sonnencreme wirkt nach dem Auftragen sofort. Aber wenn Sie sie etwa 20 bis 30 Minuten vor dem Sonnenbaden auftragen, trocknet sie auf der Haut und haftet besser.

Was bedeuten die Angaben zum Lichtschutzfaktor LSF oder SPF? 

Der Lichtschutzfaktor LSF oder der Sun Protection Factor SPF gibt die Eigenschutzzeit der Haut an. Höherer Wert gleich längerer Schutz: Ein Produkt mit SPF 50 bietet etwa 5-mal so starken Schutz wie ein Produkt mit SPF 10. Wir empfehlen einen SPF von mindestens 30. Je heller die Haut, je höher über dem Meeresspiegel, je näher das Urlaubsziel am Äquator und je sommerlicher die Jahreszeit, desto höher sollte der SPF sein. 

Wie wähle ich ein Sonnenschutzprodukt aus?

Entscheiden Sie sich zunächst für einen bestimmten SPF und achten Sie darauf, dass das Produkt auch im UVA-Bereich schützt (erkennbar am UVA-Logo im schwarzen Kreis). Wählen Sie ein Produkt, das Sie gerne auftragen, um ausreichend Menge zu verwenden. Vorsicht: Bei dünnflüssigen Produkten hat man die Tendenz, zu wenig aufzutragen. Die deklarierte Schutzleistung (SPF) wird dann oft nicht erreicht. 

Vertragen sich Make-up, Tagespflege und Sonnenschutz miteinander?

Verschiedene Produkte, die man nacheinander aufträgt, können nicht kompatibel sein und beispielsweise krümeln. Es empfiehlt sich, morgens eine auf den Hauttyp abgestimmte Sonnencreme mit hohem SPF aufzutragen und auf eine zusätzliche Tagespflege zu verzichten. Getönte Sonnenschutzprodukte können das Make-up überflüssig machen.

Wie lange sind Sonnenschutzprodukte haltbar?

Kaufen Sie nie ein Produkt ohne Angabe zur Haltbarkeit. Sonnenschutzprodukte sind mit einem Verfalldatum oder einer Angabe in Monaten gekennzeichnet. Nach dem Öffnen können sie meist 12 Monate verwendet werden, vorausgesetzt sie werden sachgemäss gelagert. Steht das Produkt jedoch wiederholt in der Sonne oder friert es im Winter im Auto immer wieder ein, werden die Sonnenschutzfilter abgebaut und verlieren ihre Wirkung.

Ist ein Sonnenbrand auch im Schatten oder am Fenster möglich? 

 Ja, auch im Schatten oder bei bewölktem Himmel kann man einen Sonnenbrand bekommen. Sonnenschirme sind je nach Stoffqualität oft lichtdurchlässig. Zudem gibt es Reflexionen von bis zu 90 Prozent des UV-Lichts durch Wasser, Sand oder Schnee. Fensterscheiben blockieren die kurzwellige UVB-Strahlung weitgehend, aber UVA-Strahlen, die die Hautalterung beschleunigen, können durchdringen. Wir hatten zum Beispiel mal einen Lastwagenfahrer in der Praxis, bei dem war die Gesichtshälfte an der Scheibe wesentlich faltiger als die andere.

Auch im Schatten oder bei bewölktem Himmel kann man einen Sonnenbrand bekommen.

Auf welche Hautsymptome sollte man achten und wann empfiehlt sich der Arztbesuch?

Achten Sie auf nicht heilende Wunden, blutende oder juckende Hautstellen sowie auffällige Flecken oder Pigmentmale. Überprüfen Sie regelmässig Ihre Haut auf Veränderungen in Farbe, Form, Textur und Symptome wie Rauheit, Schuppigkeit oder Nässen. Ein Melanom lässt sich nach den ABCD-Faktoren – Asymmetrie, Begrenzung, Color, Dynamik – früh entdecken. Wenn Hautveränderungen länger als 6 Wochen anhalten, sollte eine Dermatologin oder ein Dermatologe konsultiert werden, um Hautkrebs auszuschliessen oder zu diagnostizieren. Regelmässige Checks empfehlen sich, wenn man Risikofaktoren für Hautkrebs hat wie helle Haut, Hautkrebsfälle in der Familie oder eine hohe Anzahl von Muttermalen. 

Dem Sonnenbrand die kalte Schulter zeigen

Geniessen Sie das wohltuende Sonnenlicht und tanken Sie ausgiebig Kraft in der Natur. Aber: massvoll – und immer gut geschützt. Die Gesundheit Ihrer Haut wird es Ihnen danken. Mit diesen charmanten Tipps starten Sie gut gewappnet in den Sommer.  

  1. Überdachter Mittagsschlaf

    Es gibt viele tolle Sachen, die man drinnen tun kann: schlafen, Monopoly spielen oder ein Buch lesen. Ziehen Sie sich über Mittag unter ein Dach zurück, um dann ab 15:00 Uhr wieder in der Sonne herumzuspringen.

  2. Schattenspaziergang

    Machen Sie ein Spiel daraus, die Mittagssonne zu meiden: Nehmen Sie eine Stoppuhr auf den Stadtspaziergang mit und versuchen Sie, eine vorgegebene Strecke möglichst im Schatten zurückzulegen. Wer die kürzeste Zeit in der Sonne verbracht hat, gewinnt einmal Rücken eincremen.

  3. Kinder zuerst eincremen

    Ein Sonnenbrand im Kleinkindalter erhöht das Hautkrebsrisiko viel stärker als ein Sonnenbrand bei Erwachsenen. Machen Sie es deshalb genau andersherum als mit den Sauerstoffmasken im Flugzeug: Cremen Sie zuerst alle Kinder in Reichweite ein, dann sich selbst.

  4. (Sich) oft wenden

    Von der Cervelat auf dem Feuer können Sie etwas lernen: Setzen Sie sich beim Grillfest mehrmals um. Wenn Sie der Sonne verschiedene Körperseiten anbieten, müssen Sie die verbrannte Haut auf einer Seite anschliessend nicht zentimeterdick mit Aloe Vera eincremen.

  5. Schützende Autoscheibe

    Es wäre ökologisch unsinnig, Ihnen zu empfehlen, mit dem Auto zum Glacéstand zu fahren. Aber tatsächlich: Autoglas ist mit einem UV-Filter beschichtet und schützt ähnlich wie Sonnencreme eine Zeitlang vor Sonnenbrand, auf Dauer aber nicht vor der Hautalterung.

  6. Haut, sehr erfreut

    Lernen Sie Ihre Haut kennen. Wie lange hält Ihre Nasenspitze die Sommersonne aus? Welche Körperstelle rötet sich zuerst? Nutzen Sie das Wissen aus vergangenen Fehlern und machen Sie sie kein zweites Mal. Sind wir doch ehrlich: Die wenigsten Sonnenbrände kommen überraschend.

  7. Sonnencreme finden

    Sie finden Eincremen lästig? Informieren Sie sich über verschiedene Varianten und finden Sie ein Lieblingsprodukt: Manche Cremes funktionieren mechanisch, andere chemisch, gewisse verzichten auf Parfüm. Und Faktor 500 muss es auch nicht immer sein. Finden Sie das Cremchen, mit dem Sie glücklich werden.

  8. Respekt, keine Angst!

    Verschanzen Sie sich nicht panisch im Keller. Sonnenbrände sind mit einfachen Massnahmen vermeidbar, Angst ist nicht nötig. Auch wenn Listen mit Sonnenschutztipps gerne den Eindruck erwecken: So schmal ist der Grat zwischen zu wenig und zu viel Sonne zum Glück auch wieder nicht.

  9. Sonnenbrand schnell loswerden

    Achtung, ein Sonnenbrand zeigt sich meist erst einen Tag später. Wenn Sie (zu) lange in der Sonne waren, verordnen Sie sich eine Pause und vermeiden Sie alles, was reizt: enge Kleider, Parfums und Herumgerubbel aller Art. After-Sun-Produkte kühlen und lindern die Beschwerden.

  10. Im Müesli baden

    Eine Packung Haferflocken ins lauwarme Badewasser, eine Tüte Milch dazu: Fertig ist ein entzündungshemmendes, wohltuendes Bad. Pro-Tipp: Füllen Sie die Haferflocken in einen Nylonstrumpf und knoten Sie ihn gut zu, wenn Sie keine Lust auf einen verstopften Abfluss haben. 

Entspannt in die Sonne reisen

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