Es gibt ja vieles, was Sie jetzt zu Hause erledigen können: Zum Beispiel die Steuererklärung ausfüllen oder schon mal einen wüsten Weihnachtspulli stricken. Aber wann haben Sie sich eigentlich zuletzt gelangweilt? So richtig wie früher, als man beim Warten auf den Bus noch über die Welt nachdachte, statt aus zwölf Selfies das auszuwählen, auf dem die Haare am besten fallen. (#warten #boring #öv #nachdenklich)

Langeweile kann unangenehm sein, aber auch sehr produktiv. Kinder zum Beispiel brauchen Langeweile, denn nur so entwickeln sie Fantasie im freien Spiel. Auch uns Erwachsenen tut Nichtstun gut. Ohne Beschäftigung wandern die Gedanken weit. Wir lernen uns besser kennen, verarbeiten Erlebtes und verknüpfen lose Enden. Langeweile ist wie träumen, nur langweiliger. Dafür auch bewusster. Ok, ok, es ist nicht ganz wie träumen.

6 Tipps für produktive Langeweile

  1. Bildschirme weg

    Das Handy ist unser grösster Langeweile-Killer. Legen Sie es für ein paar Stunden weg. Am besten in einen Schrank, hinter die Nudeln und das Toilettenpapier. 

  2. In die Denkzelle

    Gehen Sie in Ihren Wohlfühlraum mit dem schönen Bild an der Wand und der aufwändigen Deko. Vor allem aber weg von der schnarchenden Katze und dem surrenden Kühlschrank. 

  3. Entspannte Position

    Machen Sie es sich bequem. Auf dem Sofa, der Yogamatte, im Bett, an einem Tisch. Einfach so, dass Ihnen nicht nach zwei Minuten ein Körperteil schmerzt oder einschläft.

  4. Ein Thema

    Geben Sie sich ein persönliches, philosophisches Denkthema: «Wer bin ich eigentlich?» oder «Was macht mich glücklich?» Schweifen Sie ruhig ab, aber kommen Sie auch wieder aufs Thema zurück.

  5. Notizen machen

    Schreiben Sie ein paar Ihrer Gedanken auf: Oder wenn Sie gerade bequem liegen: Sprechen Sie ab und zu einen wichtigen Gedanken laut aus. Das macht das Ganze bewusster.

  6. Ende mit Rückblick

    Wenn Sie sich genug gelangweilt haben, brechen Sie für heute ab und holen das Handy hinter den Nudeln hervor. Aber ziehen Sie zuerst ein Fazit, zum Beispiel: «Was habe ich über mich gelernt?»

Natürlich dürfen Sie aus ihren Langeweile-Gedanken Handlungen ableiten und anfangen, Ihr Leben zu verändern. Das müssen Sie aber nicht. Versuchen Sie erst einmal, Langeweile bewusst zu erleben und die Gedanken laufen zu lassen. Setzen Sie sich nicht mit Zielen unter Handlungsdruck. Das lenkt nur von der Langeweile ab.

Wenn Sie beim Sitzen Rückenschmerzen kriegen und beim Liegen einnicken, eignen sich übrigens auch monotone Tätigkeiten, um Langeweile zu erleben. Eine Stunde auf dem Rudergerät, ein langer Spaziergang alleine im Fichtenwald oder Holzhacken für den nächsten Winter. Nur Vorsicht bei der Kombination: Fällen sie auf dem Spaziergang keine Bäume, das ist gefährlich und zu aufregend – respektive für unsere Zwecke nicht langweilig genug.