Felizitas Ambauen

Die Psychotherapeutin Felizitas Ambauen führt eine Praxis in Nidwalden und bietet Workshops an. Im Podcast «Beziehungskosmos» spricht sie mit der Journalistin Sabine Meyer über Beziehungen und Alltagsherausforderungen. Mit ihrem neuen Buch «Beziehungskosmos — Eine Anleitung zur Selbsterkenntnis» ist das Duo mit Live-Events in der Schweiz unterwegs.

Felizitas Ambauen, warum fällt es uns so schwer, achtsam im Moment zu leben? 

Ob Handy-Nachrichten im Minutentakt oder die blinkende Werbung im Postauto und auf dem Raststätten-WC: Unser Hirn wird ständig mit Reizen und Informationen geflutet, die es verarbeiten muss. Und wir neigen dazu, mit den Gedanken in der Zukunft zu sein oder Vergangenem hinterherzugrübeln. Die gute Nachricht: Achtsamer im Hier und Jetzt zu sein, das kann man lernen. 

Dazu setzen immer mehr Menschen auf Meditation oder Yoga. 

Das ist sicher gut – aber nicht allein selig machend für jede und jeden. Und auch diese entschleunigenden Praktiken sind nicht dagegen gefeit, dass sie am Ende auf Selbstoptimierung abzielen. Wenn eine «Yoga-Challenge» ausgerufen wird, ist das paradox: Dann werden an die Entspannung wieder Leistung und Ziel geknüpft. 

Was ziehen Sie zur Entschleunigung persönlich vor?

Einen Spaziergang allein in der Natur als achtsame Übung: Ich konzentriere mich auf das Geräusch meiner Schritte auf dem Boden, geniesse bewusst den Blick ins Grüne, versuche, meine Gedanken kommen und gehen zu lassen, ohne sie gross zu bewerten. 

Selbstfürsorge: Wie finde ich heraus, was mir guttut? 

Wir können uns beobachten: Wann bin ich glücklich? Bei welchen Tätigkeiten bin ich ganz bei mir? Ich empfehle, diese Dinge auf eine Liste zu schreiben, sie präsent zu haben und immer wieder zu ergänzen. Wichtig ist, dass Minuten-Aktionen dabei sind, die sich trotz Familie oder Beruf in den Alltag einbauen lassen und wenig Aufwand benötigen. 

Warum ist eine Auszeit für sich selbst elementar? 

Wenn wir Raubbau an unseren Energiereserven betreiben, schaden wir unserer Gesundheit. Es gehört zu einer guten Selbstfürsorge, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, eigene Grenzen zu akzeptieren und Pausen zu machen. Wer gute Leistung bringen will, muss genug Erholung einbauen. 

Oft hören Sie sicher: Zeit für Erholung habe ich nicht.

Exakt. Es ist wichtig, in der eigenen Agenda nicht wie beim Tetris-Spiel jede Lücke zu füllen. Wenn schon, dann gehören verbindlich blockierte Auszeiten dazu, die nicht gleich wieder durch Aktivitäten ersetzt werden. Aber wir haben manchmal Mühe, auf eine Einladung oder einen reingequetschten Wochenendtrip zu verzichten, das geht mir genauso. Energiemanagement ist noch wichtiger als Zeitmanagement.

Sie sind eine Anhängerin des Mottos: «Zuerst das Vergnügen, dann die Arbeit». Warum? 

Weil ich der Überzeugung bin, dass es mich langfristig gesünder macht. Neulich war bei mir die Pendenzenliste schier endlos. Unvorhergesehenes kam dazu, es wurde einfach zu viel. Dann habe ich erst zwei Stunden eine grosse Runde am Berg gedreht und frische Luft getankt. Als ich heimkam, sah ich klarer und konnte strukturiert anfangen. 

8 Tipps für bewusste Momente der Entspannung

Es muss kein Wellness-Wochenende sein: Felizitas Ambauen hat Tipps für den Alltag, die Ihren Seelentank auffüllen und helfen, im Familientrubel oder Berufsstress gelassen zu bleiben. 

  1. Kurze Atemübung

    Ob im Auto, Büro oder in der Küche: Atmen Sie etwa fünf Sekunden ruhig durch die Nase ein, als würden Sie Blumenduft aufsaugen. Legen Sie die Hände auf den Bauch, der sich vorwölbt. Genauso lang durch den locker geöffneten Mund ausatmen. Ein paar Mal wiederholen, die Länge der Ausatmung steigern.

  2. 5-Minuten-Morgenroutine

    Nach dem Aufwachen nicht planlos von der Matratze rollen oder sofort zum Handy greifen: Sich aufsetzen, genüsslich strecken, den Körper dehnen und wiegen, in sich hineinspüren und langsam im Tag ankommen.

  3. 10-Minuten-Dankbarkeit

    Abends im Bett in ein Buch schreiben, wofür Sie am Tag dankbar waren. Oder: als Familienritual gemeinsam mit den Kindern an zehn Fingern abzählen, was Freude gemacht hat.

  4. Eine Viertelstunde Achtsamkeit

    Schuhe aus und draussen 15 Minuten langsam über Gras und Boden laufen, alles wahrnehmen und spüren. Macht glücklich, weil alle Sinne im Hier und Jetzt sind.

  5. Bei Eile hinsetzen

    Ob vor einer Reise oder im grössten Getümmel: Setzen Sie sich hin, trinken Sie etwas und kommen Sie zur Ruhe. Das erfrischt den Geist und verhindert nerviges Verschusseln von Dingen – und noch mehr Hektik. 

  6. Regeneration: Morgen- oder Abendrunde laufen

    Bewegung bringt Regeneration und baut Stress ab. Ein Spaziergang tut der Seele gut – und auch der Beziehung, wenn Sie Ihren Lebensmenschen motivieren mitzukommen.

  7. Früh aufstehen

    Eine Stunde früher aus den Federn? Klingt schrecklich. Aber: Nutzt man die Zeit, hat man schon das Gefühl, etwas für sich getan zu haben, bevor der Tag beginnt. Pro-Tipp: Am Abend dafür eine Serienfolge weniger schauen… 

  8. Zweisamkeit planen

    Freie Abende mit dem Lieblingsmenschen für die nächsten Monate in der Agenda blockieren – auch wenn noch kein Babysitter gebucht ist. Gemeinsam bewusst Zeit zu verbringen und zu geniessen macht Spass und stärkt die Beziehung. 

Unser Beitrag an Ihren Meditationskurs

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